Förderung der Lern- und Sozialkompetenz durch Bewegung, Sport und Spiel
Das Stirnhirn speichert nicht einzelne Informationen, sondern allgemeine Regeln. Sie können – in einem bestimmten Kontext gelernt – auf andere Kontexte übertragen werden. Das Stirnhirn ist also in der Lage, eine Regel zu erkennen und sie dann, je nachdem in wie vielen Situationen diese Regel subjektiv als gut bewertet wird, zu verfestigen oder aufzugeben.
Möchte ein Kind den Radschlag lernen, werden sehr viele Versuche misslingen, bis es das erste Rad erfolgreich turnt, bald gelingt dann jeder Versuch. Das Kind hat in diesem Prozess erfahren, dass ein Ziel erreicht werden kann, sofern es konsequent verfolgt wird – auch wenn es zunächst nicht so aussieht und sich als schwierig erweist. Wenn das Kind diese Erfahrung in verschiedenen Situationen macht („wenn ich übe, werde ich besser“), wird diese vom Stirnhirn als Regel erkannt, in zukünftigen Situationen gefestigt und kann dann auf andere Lernsituationen übertragen werden. Diese Regel und gleichzeitig wichtige Selbstwirksamkeitserfahrung leitet das Kind zukünftig und hilft ihm so, sein Handeln, seine Aufmerksamkeit, seine Impulse und Emotionen in ähnlichen Situationen entsprechend zu steuern.
Regeln unterstützen also das Erlernen der Selbstregulation. Diese Funktion kann auch eine Verhaltensregel übernehmen, vorausgesetzt, diese Regel wird von den Kindern als sinnvoll und nützlich empfunden und akzeptiert. Darum sollten Verhaltensregeln mit Kindern besprochen und begründet werden. Ist eine Regel einmal eingeführt, sollte auf ihre Einhaltung strikt geachtet werden. Nicht zielführend ist, wenn in ähnlichen Situationen bei verschiedenen Personen unterschiedliche Regeln gelten. Rituale können die Einhaltung von Regeln unterstützen.
Im Mathematikunterricht wird die Regel eingeführt, dass bei der Bearbeitung von Übungsaufgaben in Einzelarbeit grundsätzlich in den ersten zehn Minuten absolute Ruhe herrscht und keine Fragen an Lehrkraft oder Mitschüler gestellt werden dürfen. Den Kindern wird erklärt, dass eine Aufgabe sehr viel besser verstanden wird, wenn man sich intensiv mit der Aufgabe beschäftigt, Lösungsideen selbst entwickelt und den Lösungsweg selbst entdeckt. Zu Beginn der zehnminütigen Arbeitsphase in absoluter Ruhe zählt die Lehrkraft mit den Fingern der erhobenen Hand langsam von fünf rückwärts. In dieser Zeit soll es ruhig werden. Ist kein Finger mehr zu sehen, beginnt die zehnminütige Arbeitsphase. Zugleich hängt das Schild an der Wand „Sprechstunde geschlossen“. Das Umdrehen des Schildes nach genau zehn Minuten zu „Sprechstunde geöffnet“ erlaubt den Kindern schließlich Fragen zu stellen. Diese Regel könnte problemlos nicht nur im Mathematikunterricht, sondern in allen Unterrichtsfächern – also schulübergreifend – eingeführt werden.
Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, sich selbstständig mit dem Lernspurplan zu beschäftigen. Sie arbeiten mit dem Lernspurplan.
Bei Fragen heften die Schülerinnen und Schüler eine Wäscheklammer mit ihrem Namen an die Fragenschnur. Dann gehen zurück an ihren Platz und suchen sich eine Aufgabenstellung aus, die sie selbstständig weiterbearbeiten können.
Die Position der Klammer an der Schnur gibt die Reihenfolge vor. Die Lehrperson ruft die Schülerin bzw. den Schüler auf, wenn sie/er an der Reihe ist. Sie/er legt die Aufgabe, an der sie/er gerade arbeitet, zur Seite und muss sich an die Frage zum vorher bearbeiteten Thema erinnern.
Eingereicht von: Sandra Ritschmann, Hans-Multscher-Schule Ulm
Ziel:
Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Übung oder ihr Spiel beenden und sich am Mittelkreis in einem Steh- oder Sitzkreis sammeln sowie ihre Aufmerksamkeit auf die Lehrperson richten.
Vereinbarung:
Hält die Lehrperson einen Arm hoch und stellt sich in den Mittelkreis, so unterbricht die Klasse die Übungs- oder Spielphase, räumt die Geräte weg, versammelt sich am Mittelkreis in einem Steh-oder Sitzkreis und wartet still auf die Ansagen der Lehrperson.
Eingereicht von: Franz Platz, Kirchheim-Teck
Die Klasse und die Lehrperson sollen mit einem Ritual die Unterrichtsstunde beginnen.
Steht am Unterrichtsbeginn die Lehrperson vor der Klasse, stehen alle Schülerinnen und Schüler auf und beginnen auf ein Zeichen hin zusammen mit der Lehrperson folgenden Rhythmus mit den Händen zu klatschen:
Zuerst neunmal hintereinander, kurze Pause, dann siebenmal, kurze Pause, dann fünfmal, kurze Pause, dann dreimal, kurze Pause und zuletzt einmal.
Die Klatschabfolge kann auch 1-3-5-7-9mal sein.
Oder 9-7-5-3-1-3-5-7-9mal.
Eingereicht von: Franz Platz, Arbeitsgruppe exekutive Funktionen am Landesinstitut für Schulsport, Schulkunst und Schulmusik Ludwigsburg
Die Klasse soll geordnet und als Gruppe von der Sporthalle zurück ins Schulhaus gebracht werden.
Die Klasse stellt sich nach dem Sportunterricht selbstständig in einer Reihe auf und es darf nur im Flüsterton untereinander geredet werden. Auf dem gemeinsamen Weg zum Klassenzimmer sind alle still.
Gelingt es der Gruppe auf dem Weg zum Klassenzimmer nicht ruhig zu sein, bleibt die Lehrperson stehen und wartet, bis es wieder ruhig wird. Muss die Lehrperson höchstens dreimal stehen bleiben, darf sich ein per Zufall bestimmtes Mitglied der Klasse in der nächsten Sportstunde ein Abschlussspiel aussuchen.
Erfüllt die Gruppe die Aufgabe nicht, gibt es in der nächsten Sportstunde kein Abschlussspiel.
Eingereicht von: Katharina Rieder, Hans-Multscher-Schule Ulm
Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrperson beginnen gemeinsam mit einem Ritual die Unterrichtsstunde oder das Ritual soll die Aufmerksamkeit der Klasse auf die Lehrperson richten.
Die Lehrperson stellt sich vor die Klasse und beginnt in einem bestimmten Rhythmus mit den Händen zu klatschen, z. B. „ta-ta-tate-tate". Die Schülerinnen und Schüler sollen denselben Rhythmus nachklatschen („Echo"). Die Lehrperson klatscht nun einen anderen Rhythmus usw.
Wenn die Lehrperson feststellt, dass alle Schülerinnen und Schüler das „Echo" klatschen, bricht er ab und beginnt seinen Unterricht.
Das Ritual „Echoklatschen" kann von der Lehrperson auch als Signal verwendet werden, um eine Arbeitsphase z. B. von Kleingruppen zu beenden und die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler wieder auf sich zu lenken.
Eingereicht von: Franz Platz, Arbeitsgruppe exekutive Funktionen am Landesinstitut für Schulsport, Schulkunst und Schulmusik Ludwigsburg