So lernt das Gehirn
Als Lernorgan verarbeitet das Gehirn alle Prozesse, die mit dem Erwerb von Wissen und Fähigkeiten zu tun haben – ob es um das Lernen eines Bewegungsablaufs, eines Sachverhalts oder der Selbstregulation geht. Neues knüpft an bereits Gespeichertes an.
Etymologisch gehört das Wort „lernen“ zur Wortgruppe von „leisten“, das ursprünglich bedeutet: einer Spur nachgehen. Und genau so ist es im Gehirn. Denkprozesse hinterlassen Erinnerungsspuren, die sich durch Gebrauch und neue Erfahrungen vertiefen oder aber durch Vergessen verschwinden und durch andere ersetzt werden. vgl. 12
Informationen kommen auf unterschiedliche Arten in unserem Gehirn an. Und: Wenn wir wach sind, kommen sie dort ständig an – wir lernen also eigentlich immer. Die wichtigste Unterscheidung, die man beim Lernen macht, ist die, ob es unbewusst oder bewusst geschieht. Bei der unbewussten Informationsaufnahme sprechen wir von implizitem Lernen, bei der bewussten von explizitem Lernen. vgl. 4
Implizites und explizites Lernen
Auch in unbewussten Lernprozessen kann man eine Sache korrekt lernen, beispielsweise durch Ausprobieren, Zusehen, Wiederholen. Allerdings ist der Gedächtnisinhalt bei dieser Art zu lernen, dem prozeduralen Lernen, schwer in Worte zu fassen. Fast jeder kann Fahrrad fahren und schwimmen, aber fast niemand kann sagen, wie er das macht.
Eine weitere Form des impliziten Lernens ist das Priming. Die Reizwahrnehmung ist entweder so kurz oder findet während des Schlafs statt, dass sie unter der Bewusstseinsschwelle liegt. Das Lernen findet also ebenfalls unbewusst statt.
Drittens verfügen wir über das perzeptuelle Gedächtnis, das irgendwo zwischen bewusstem und unbewusstem Lernen angesiedelt ist. Wir erkennen einen Baum als solchen anhand von bekannten Mustern, Merkmalen oder Regeln wieder, auch wenn wir vorher noch nie beispielsweise einen Mangobaum gesehen haben. vgl. 4
Unter explizitem oder deklarativem Lernen versteht man die bewusste Informationsaufnahme. Es gibt das semantische Gedächtnis, das Wissensinhalte speichert, und das episodische, das eigene Erlebnisse erinnert. Dieses Wissen kann jederzeit bewusst und aktiv abgerufen und verbalisiert werden. Für das Speichern dieses Wissens stehen wiederum zwei Möglichkeiten zur Verfügung, das Kurz- und das Langzeitgedächtnis. vgl. 4
Kurz- und Langzeitzeitgedächtnis
Im Gehirn passiert dabei folgendes: Die Informationen erreichen den Hippokampus, durchlaufen einen Neuronenkreislauf, gelangen von dort aus ins Zwischenhirn und wieder zurück zum Hippokampus. Auf diese Weise kreisen die Informationen im Kurzzeitgedächtnis. Werden sie nicht wiederholt, verblassen sie langsam und sind nach spätestens 24 Stunden gelöscht. vgl. 4
Über das Kurzzeitgedächtnis wandern Informationen unter bestimmten Bedingungen in den Langzeitspeicher. Dabei nehmen sie den Weg über die subkortalen Bereiche des Hippokampus und des Zwischenhirns zurück zum Kortex. Und das geschieht am besten im Schlaf, wenn der Hippokampus kaum Impulse erhält. Unterstützt wird der Vorgang durch den veränderten nächtlichen Botenstoffhaushalt. Informationen werden im gesamten Kortex und dort in unterschiedlichen Bereichen gesammelt. Die stabilsten Erinnerungen sind diejenigen, die durch mehrere Kanäle aufgenommen und an verschiedenen Orten gespeichert werden. vgl. 4